Corina Zuberbühler, Flurina Gradin
Moderation: Christoph Keller
Introduction to Life on Earth, Astrobiology and the Diversity of Planets
Dr. Caroline Dorn, Geophysicist, Astrophysicist, Center for Theoretical Astrophysics and Cosmology, UZH
Symbioses of Responsibility
George Steinmann, Künstler, Philosoph und Forscher
Klimawandel in der Schweiz - Chance Transdisziplinarität
Prof. Reto Knutti, Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich
15 Min Pause
Gesellschaftspolitische Aspekte des Klimawandels und die Rolle der Medien
Christoph Keller, Wissenschaftsjournalist, Radiomoderator bei SRF und Schriftsteller
Artists-in-Labs - Klimawandel und Kunst
Irène Hediger, Leiterin artists-in-labs program (ail), ICS/ZHdK
Zero Waste - Trend, Alltag, Vision
Tara Welschinger, Co-Gründerin/Geschäftsführerin FOIFI
Kein Kino: Possible Futures. Space Tourists.
Q&A und Filmscreening mit Christian Frei, Filmregisseur und -produzent
Dozierende: Margarete Jahrmann, Maike Thies, Florian Faller
Vertiefung: BA Game Design
In diesem Modul wagen wir den Blick in eine dystopische Zukunft und spekulieren, wie der Klimawandel unser alltägliches Leben beeinflussen und herausfordern könnte. Ausgehend von faktisch herleitbaren Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringen wird, entwerfen wir in spielerisch zugespitzter Weise Dystopien, die wir nicht einfach beschreiben, sondern vielmehr als Playful Space erfahrbar machen.
Die Arbeiten werden an der ZHdK und eine Woche später in Berlin am A MAZE (International Games and Playful Media Festival) präsentiert. Wir inszenieren dabei eine Art Adaptation Lab, ein Kompetenzzentrum, eine Trainingsstätte oder ein Boot Camp mit mehreren interaktiven und partizipativen Stationen. Besucherinnen und Besucher tauchen aktiv in Abschnitte unserer Zukunftsvision ein, indem sie für die künftigen Herausforderungen üben, Adaptionsstrategien trainieren oder testen, inwieweit sie “Ready for Dystopia” sind. Ziel ist es, einen narrativen Raum, bestehend aus ineinandergreifenden gamifizierten Stationen zu entwickeln, der an unterschiedlichen Orten gezeigt werden kann.
Als futuristischer Raum steht uns am A MAZE Berlin ein Inflatable Space von POPTICUM zur Verfügung. Er wird unserem spekulativen Design eine Bühne bieten. Gleichzeitig leiten sich auch die für den von uns entwickelten narrative Space gesetzten “environmental Constraints” von diesem Aufführungsort ab. So dürfen etwa die Arbeiten den fragilen Raum nicht verletzen.
Dozierende: Simon Grab, Nicholas Schärer
Vertiefung: BA Cast / Audiovisual Media
Trockenheit in Bülach, Regen in Pfäffikon, hitzefrei in Seebach. Während andere Länder in Extremen aufgehen, wird unser Hochwasser abgepumpt. Selbst wenn Statistiken und Nachrichten eine deutliche Sprache sprechen: der Klimawandel bleibt für „uns“ schwer fassbar. Warum? In welchem Verhältnis steht Verantwortung zu Verdrängung? Wie weit reicht das persönliche Mitgefühl, zum Beispiel, wenn 2050 die erste Nation im Meer versinkt? Inwiefern sind wir persönlich betroffen, wenn eine Schweizer Gemeinde ihren Standort hinterfragen muss? Ab wann verzichtest du zugunsten anderer?
In diesem Modul untersuchen wir gemeinsam mit externen Gästen die Zusammenhänge zwischen komplexen Themen und persönlicher Betroffenheit aus multidisziplinären Perspektiven: etwa der Psychologie, der Politik, der Kommunikationswissenschaft oder des Journalismus. Inwiefern greifen heute noch die etablierten Strategien der Extreme? Sind kontinuierliche Verdichtung, Verknappung und Überhöhung von Information noch angemessene Formen?
Das Modul bietet Raum, eigene Routinen gezielt zu hinterfragen. In Diskussionsformaten und individuellen Projekten entsteht – hoffentlich – eine Anleitung zur Rettung der Welt.
Dozierende: Joëlle Bitton, Antonio Scarponi, Clemens Winkler
Vertiefung: BA Interaction Design
The Latin word "habére" highlights and addresses multiple powerful meanings that refer today to the relationship with our environment.
It means to "have", to "hold", to "own", or to "possess". It is the etymological root of many words of today's languages. The word "abito" in Italian for instance, stands for the noun “clothes" but also for the verb "abitare" - to “dwell" or to "inhabit". It also stands for "abitudine," or "habit," in the sense of "having good or bad habits". But most importantly, it is also the etymological root of the word "habitat", defining in a more holistic way, our environment and the specific set of conditions in which a species lives.
All these meanings reflect an attitude that humans have towards the environment. They stand for something that we "have", "own" or "possess", like in the sense of a habit, of clothes, or a home - both symbolic and functional items. As well, they stand for something in which we are held within, like a habitat. In other words, it describes an attitude that we keep in reaction to an external condition, but at the same time, it is the outer condition in itself.
Based on these etymological considerations of the word "habitat", students will be encouraged to reflect upon the fragility of the human existence under the constant threat of change (political, economic, technological, sociological, environmental, etc.). With the narrative of climate, students will be specifically asked to imagine and to build a 1:1 interior of a habitat and highlights specific details of that domestic landscape.
The material for this habitat is corrugated cardboard, as a symbolic material that stands for precarity, temporary, fragility, of human existence on the planet. In particular, the constraint of the uncertainty of what tomorrow is made of (anything can happen) should be emphasised in the overall creative process.
As that habitat is shaped, it has the potential to become a theatrical and scenographic prop where a narrative can occur, and can serve as landscape for further contexts. The course will be established in a temporary "cardboard lab", a room where the construction and realisation of that habitat will be guided and reflected upon.
Dozierende: Joe Rohrer, Jens Badura
Vertiefung: BA Scientific Visualization
Im Rahmen dieses Interdisziplinären Praxismoduls richten wir unseren Blick auf Bondo im Bergell. Dort ereignete sich im August letzten Jahres ein gewaltiger Bergsturz. In der Folge verwüsteten Murgänge Teile des Dorfes. In den Medien finden sich dazu eindringliche, sich häufig wiederholende Bilder und dazu Berichte von Betroffenen. Die Naturwissenschaftler sprechen von einer Verkettung von Ereignissen. Sabine Leisinger vom Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden, wird uns dazu einen Überblick geben. Daraus ergeben sich zahlreiche Themen, die visuell relevant sind.
Das Modul bietet Raum für eine bildnerische Auseinandersetzung mit diesen Zusammenhängen und will die Studierenden bei der Erstellung eigener Bilder unterstützen. Eine Exkursion nach Bondo mit vier Übernachtungen (Di 03. - Sa 07. April) ist Teil dieses Modules und bietet die seltene Gelegenheit, sich ein persönliches Bild der Situation vor Ort zu machen.
Dozierende: Nicole Schneider
Vertiefung: BA Style & Design
Der Einfluss des Klimawandels wird in unserem Alltag immer grösser werden, die Komplexität des Themas auch. In einer Gesellschaft, deren Struktur multidimensional geworden ist, stellt sich die Frage wie unsere Zukunft aussehen soll. Welche Prioritäten werden wir wo setzen? Diese komplexe Frage werden wir im Modul nicht klären können. Mit der Redaktion möchten wir uns der Thematik jedoch nähern und eine individuelle Haltung einnehmen, die auch abweichende Positionen enthalten kann.
Die Redaktion begibt sich auf soziologische Spurensuche, beleuchtet Hintergründe und Kontroversen zum Thema. Sie besucht Aktivisten, setzt sich an den Stammtisch und reflektiert gewonnene Alltagsbeobachtungen. Sie nimmt die Position des Zukunftsforschers ein, sammelt Fakten und Thesen, übt sich als Korrespondentin, übersetzt und entwickelt Szenarien. Die Redaktion widmet sich Metathemen und Schlagworten wie Bio Boom, Slow Culture, Sharing und Swapping Economy als auch dem Statussymbol Gutmensch. Geklärt und strukturiert werden die Themen an internen Redaktionssitzungen. Über das abschliessende Format der Statements oder der Sammlung entscheidet die Redaktion.
Dozierender: Sebastian Stroschein
Vertiefung: BA Industrial Design
Im Modul „Made in Switzerland“ geht es um die Herausforderung, wie Produkte und Service-Leistungen zielgerecht mit regional „nahen“ Ressourcen generiert werden können. Traditionelle Industriezweige wie Uhrenunternehmen stellen diese Wertschöpfung als Qualitätsmerkmal in den Vordergrund, heute und in der Zukunft werden dabei nicht nur die Materialien alleine eine Rolle spielen, sondern auch die Glaubwürdigkeit einer gesamten CO2 Bilanz für eine Nachvollziehbarkeit entscheidend für ein Firmen-Image sein.
Ein autonom fahrender Bus, wie er sich in Sitten derzeit in der Erprobung befindet, kann ggf. mit regionaler Technik entwickelt werden, der Fahrstrom kann ebenfalls regional erzeugt werden. Gleichzeitig wird sich solch ein Projekt nur dann finanziell tragen, wenn ein erfolgreiches Produkt eine grosse überregionale Verbreitung findet. Damit gilt es in diesem Modul auch herauszufinden, wie der Anspruch, möglichst kurze Transportwege für ein Produkt zu generieren, verknüpfbar ist mit einem erfolgreichen Produkt, das weltweit exportiert wird. Das Schweizer Klappmesser ist eben gerade deshalb erfolgreich, weil es regional hergestellt (zumindest die meisten klassischen Artikel), jedoch global nachgefragt wird.
Die Aufgabenstellung „MADE IN SWITZERLAND“ kann sowohl ein Produkt beinhalten, als auch eine Strategie oder Kampagne für den scheinbaren Wiederspruch „Regional - Global“. Kann beispielsweise eine Verpackung für ein Schweizer Erzeugnis nicht so gestaltet sein, dass sie im Zielland nicht weggeworfen werden muss, sondern für den Warenverkehr wieder im Ursprungsland landet? Kann die Möglichkeit des Reparierens eines Produkts zu neuen Service-Leistungen führen, die genauso wichtig sein werden wie das Produkt selbst?
Dozierende: Fabienne Burri, Cybu Richli, Assistenz: Martina Brassel
Vertiefung: BA Visuelle Kommunikation
Der Klimawandel birgt enorm viele Risiken und hat Auswirkungen auf das gesamte globale System. Die Komplexität und die Zusammenhänge sind schwierig zu fassen und zu begreifen.
In der Situation unserer Umwelt spiegelt sich die Situation unserer Gesellschaft; wenn wir eine bessere Umwelt schaffen wollen, so werden wir gesellschaftliche Veränderungen anstreben müssen. Der Hyperindividualismus leistet zwar einen Beitrag, indem Einzelne auf das Auto verzichten, möglichst nicht mit dem Flugzeug reisen oder indem sie sich vegetarisch ernähren. Doch das ist nicht genug. Es braucht umfassendere Lösungen. Doch die Wirtschaft und die Gesellschaft widersetzen sich einem radikalen Umdenken.
In diesem Modul hinterfragen wir grundsätzlich unser Handeln und Tun. Wir denken gesamtheitlich und zeigen Zusammenhänge auf. In welchen Systemen funktioniert unsere Gesellschaft? Wo können wir ansetzen und festgefahrene Systeme durchbrechen? Wir suchen nach Ideen, die erlauben, alles anders zu machen. Vielleicht noch nicht heute, aber doch in naher Zukunft.
Die Welt wird sich rapide verändern. Strukturen, Alltagspraktiken, Lebensweisen wandeln sich frappant unter dem Druck der fortschreitenden klimatischen Veränderungen. Im Rahmen des vierwöchigen Modulprojekts «Ready for Dystopia» entwickelten die Studierenden unter der Leitung von Margarete Jahrmann, Florian Faller und Maike Thies den narrativen Rahmen und ausgewählte interaktive Stationen eines Trainingscamps.
Ziel war es, die Nutzerinnen und Nutzer, durch das Durchlaufen und Absolvieren des Parcours, bestmöglich auf dystopische Zukünfte vorzubereiten. So erarbeiteten beispielsweise Aaron Abt, Tim Bürge und Vinzenz Leutenegger eine interaktive Tür, die die Spielerinnen und Spieler lehren sollte, bei drohender Gefahr schnell und intuitiv richtig zu reagieren. Aurelian Ammon, Jose-Ignacio Bomrad, Tarik Mohamed und Jakob Wachtl widmeten sich in ihrem VR-Projekt hingegen dem Thema Smog und der damit verbundenen Schwierigkeit, sich im Raum zu orientieren, bzw. weit und scharf zu sehen.
Gegen Ende des vierwöchigen Moduls wurden alle fünf Teilprojekte in einem narrativen, interaktiven Raum zusammengeführt und an der ZHdK für Interessierte erfahrbar gemacht. Zudem konnten die Studierenden in Kooperation mit dem Künstlerkollektiv POPTICUM ihre Projekte kurze Zeit später erneut am A MAZE Berlin (International Games and Playful Media Festival) in einem inflatable Space präsentieren und das internationale Festivalpubikum mit der Frage konfrontieren, inwieweit sie Ready for Dystopia sind.
Wenn die Fakten erdrückend sind, wie nähert man sich als Gestalterin oder Gestalter einer eleganten Lösung an? Welche Möglichkeiten haben DesignerInnen, in komplexe Themen ehrlich einzugreifen und ihre Werkzeuge innerhalb eines gesellschaftlichen Diskurses bewusst einzusetzen?
Während rund einem Drittel des Moduls „Von deiner Unmöglichkeit, die Welt zu retten“ wurde diskutiert – mit externen Gästen und untereinander. Der Psychologe Olaf Knellessen rückte „Verdrängung“, „Rettung“ und „Empathie“ ins Zentrum, während Ingenieur Daniel Kellenberger über die in der Schweiz geltenden Minergie-Standards referierte. Greenpeace-Campaigner Georg Klingler betonte die Wichtigkeit der positiven Botschaft, Marcel Hänggi berichtete über seinen persönlichen Wandel vom beobachtendenJournalisten zum aktiven Initianten, während Swiss Re Geschäftsführer Reto Schnarwiler die strategischen Überlegungen von Rückversicherern skizzierte. Verbindend blieb stehen: die persönliche Hingabe und professionelle Genauigkeit, die eine tatsächliche Auseinandersetzung erst möglich macht.
Die Studierenden entwickelten parallel und im Austausch miteinander individuelle Projekte, ausgehend von der eigenen Disziplin, sowie ihren eigenen Lebensgewohnheiten: die persönliche Betroffenheit sollte als Garant für Authentizität wirken. Alessa Gassmann machte den „unsichtbaren“ Energiebedarf unseres digitalen Lebenswandels sichtbar, Jelena Planic spürte dem „ecosexuellen Lifestyle“ nach, Franziska Suter entwickelte eine App zur Rettung der Welt, Natalie Küng und Manuel Leuthold untersuchten die Auswirkungen ihres eigenen Reiseverhaltens in Bezug auf die Umweltbelastung, Nadine Willi und Maren Lebender suchten nach Möglichkeiten, im alltäglichen Verhalten einen Unterschied zu machen, während Dino Radoncic aus Abfall zu zuweilen Gebrauchsgegenständen verarbeitete. Clemens Widmer und Joshua Binswanger drehten die Welt des Verpackungsdesigns auf den Kopf, indem sie Produkte nach „ehrlichen“ Ansätzen neu gestalteten, während David Flagmeier spielerisch den Weg vom Wissen zum Entscheiden ebnete. Olga Brykina schliesslich verarbeitete die Hoffnungslosigkeit, dem Klimawandel rechtzeitig entgegenwirken zu können, in eine 18-teilige Bilderserie.
Damit sind individuelle Projekte entstanden: ernsthafte, ironische oder sarkastische Lösungsvorschläge. Vor allem aber wurde nachgedacht und diskutiert – so dass DesignerInnen sich als Akteure einer Gesellschaft zu verstehen wissen.
At the beginning of the four-week interdisciplinary Modulproject «Habére / Habitat : the Age of Climate Change.» students were developing utopian and dystopian scenarios to deal with climate change in the future. By collecting cardboard from recycling sites in the city of Zurich in the first week, the students quickly developed first mock-ups of experiential spaces about living with strong climate effects in the future. Using the cardboard, a flexibility of working, destroying and redoing in the making was embraced. In a dialogue, we created the Cardboard Lab for the making and narrative of Habére. Through the teaching staff, Joëlle Bitton, Antonio Scarponi and Clemens Winkler as well as the students, a large seminar room was gradually developed into a narrative landscape consisting of four scenarios, which the students inhabited step by step.
In the first scenario «Surviving the 2040», the students worked on a transport vehicle made by left-overs from the environment and told the story of migrants on their way to find water and food. In another setting «Rootlab», we were able to encounter an underground laboratory of a DIY biologist and food producer, who examines in his research the roots of the plants for nutrition and energy cycles to take part of.
In the «In-Trance» scenario, students addressed questions about our mental state in a future, where nature had mostly vanished as we know it from today, and we as humans realise, that we took a bigger part in that change, as expected. For that purpose, the students designed a dome for a temple out of triangulated translucent cardboard tiles to affect our mindset and to reflect on new actions within nature. In the fourth scenario, «WG 2.0» residential communities have been developed in the future based on a lacking of habitable space. People in these communities within optimised spaces are forced to communicate and relocate individually based on compromising their own needs with the spatial restrictions.
Das Modulprojekt «Bondo 2017» fokussierte sich auf den gewaltigen Bergsturz und die nachfolgenden Verwüstungen, die sich im Bergell 2017 ereigneten. Hierzu bekamen wir von Sabine Leisinger vom Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden Informationen aus erster Hand und Jens Badura sensibilisierte uns in einem Input für die Bedeutung von Naturkatastrophen im medialen Diskurs.
Nun wurde es Zeit, dass wir uns vor Ort in Bondo ein Bild der Situation machten. Der erste Eindruck war sehr eindrücklich und wurde durch das schlechte Wetter bei der Ankunft noch verstärkt. Sobald das Wetter aber wechselte, zeigte sich das Bergell von der charmanten Seite und die Blicke richteten sich auf die verschneiten Gipfel und die schöne Landschaft. Die Verwüstungen waren bald schon Teil des Alltages geworden. Die Gemeindepräsidentin Anna Giacometti nahm sich freundlicherweise Zeit für uns und beschrieb ihre Erfahrungen mit dem Unglück und beantwortete geduldig unsere Fragen.
Die Aufgabenstellung innerhalb des Projekts war sehr frei und so verwirklichten die Studierenden auch ganz unterschiedliche Ideen. Zahlreiche Fotos und Interviews wurden gemacht und zu grafischen Produkten, wie Plakaten oder Magazinen verarbeitet. Zwei Studierende experimentierten mit einer virtuellen Simulation von Steinschlag in einer fiktiven Berglandschaft. Jemand erläuterte die Topographie vom Piz Cengalo bis nach Bondo mit einem Schichtenmodell und es wurde auch ein Pop-up Modell erstellt.
Natürlich entstanden auch klassische Illustrationen, die thematisch nahe an den Geschehnissen oder den Inhalten aus den Referaten sind. Andere inspirierte die Stimmung vor Ort zum Schreiben. Es entstand die Geschichte eines Steines und ein Comic, der den Verlauf des Modules aus eigener Sicht nacherzählt. Insgesamt resultierte eine bunte Mischung meist individueller Arbeiten, die vergessen lässt, dass die Woche in Bondo, viel Raum und Zeit für gemeinsame Unternehmungen und einen interdisziplinären Austausch bot.
Im Modulprojekt «Die Redaktion» wurde ein Format gesucht, um eigenen Anliegen im Kontext Klimawandel eine Stimme zu geben. In einem heterarchischen System wurden in der Gruppe die ersten Meetings durchgeführt, unterschiedliche Themen, persönliche Positionen und abweichende Ansichten diskutiert. Die heiss diskutierte Kernfrage war die Positionierung von Design in diesem komplexen Kontext.
Hat der oder die DesignerIn überhaupt Möglichkeiten, mit seinem Schaffen in der konsumorientierten Gesellschaft nachhaltig etwas zu bewirken? Reichen Recyclinggedanken, Mehrwegsysteme und Entwürfe von wiederum neuen Produkten die nachhaltiger sind aus? Wie stark und mit welcher Methode muss eine pointierte Aussage gestaltet werden? Ist es die öffentliche Aktion, das Infiltrieren von verschiedenen Milieus oder eine neue Form des Protests? Wie kann das Gemeinsame sichtbar gemacht werden und das Abweichende diskutierbar? Die Redaktionssitzungen wurden als Ort des gemeinsamen Verhandelns, der Reflektion und des Entscheidens verstanden. Verschiedene Strategien wurden klarer ausformuliert, ausgewählt, recherchiert und umgesetzt.
Was thematisiert nun das entstandene Format Gämswurz? Gleich zu Beginn finden wir Informationen über eine neue Web-App die uns aufzeigt, wie leicht man im Alltag bezüglich Konsum, Ernährung, Wohnen und Fortbewegung seinen ökologischen Fussabdruck minimieren kann. Danach gibt es Auszüge eines filmischen Statements zum Thema Light Pollution, nachfolgend zeigt ein Text die Möglichkeiten von Infodesign als Methode auf, um über Digitalisierung als Mehrwert für den Klimawandel nachzudenken. Dazwischen finden sich immer wieder Kolumnen, wie beispielsweise Konsequentes Handeln aussehen würde, einen Report über EcoSex als Übersetzung von Intimität zwischen Mensch und Natur und ein Manifest über Absurde Szenarien und fiktiv utopische Artikel der futuren Weltgeschichte. Um den Werbeanteil im Magazin nicht zu übergehen, wurde Critical Design in Form von Werbeblocks umgesetzt – um Worst Case Szenarien der anderen Art aufzuzeigen.
Gämswurz nutzt die Form der Transformation. Es startete mit flüchtigen Gedanken, markiert einen Übergang von wilden Ideen und konzeptuellen Produkten zu fokussierten Theorien, Manifesten und Analysen und wurde gebündelt als Hochglanzmagazin abgegeben.
Gämswurz, Ausgabe Nummer1, 106 Seiten, 2018.
Im Modulprojekt «Made in Switzerland» ging es primär darum, mit welchem Beitrag Studierende unterschiedlicher Designvertiefungen dem Klimawandel begegnen können. Zunächst entstand die Erkenntnis, dass nur das Zusammenwirken von Verhaltensbewusstsein über Konsumgewohnheiten und ein schlüssiges Angebot an sinnvollen Produkten eine Erfolgsaussicht über eine Veränderung von Kaufentscheidungen mit sich bringen kann.
Konsum also nicht mehr als reinen Konsum zu betrachten, sondern schonend mit mit Erworbenem umzugehen, führte zu vielen neuen Ideen. Was als regionaler Lösungsansatz funktioniert (also made in Switzerland), sollte als erfolgreicher Ansatz auch global umsetzbar sein: Im Projekt «Kehrseite» verwandelt sich ein modisches Tuch in einen Einkaufsbeutel und kann langfristig verwendet werden. Im Projekt «Neue Schweiz» wird eine neue Staatsform definiert, die Punkte an die Bewohner verteilt, wenn sie ressourcenschonend z.B. mit Energie umgehen.
Eine Kampagne mit einem Film und einer Plakatserie stellt die Ästhetik von Kunststoff in den Fokus und überlässt es den Betrachtenden, ob dieses Produkt aufgrund des Materialeinsatzes für sinnvoll oder für weniger sinnvoll eingestuft wird. Ein Hocker wird aus Altholz oder aus Holz aus Gebieten, in denen Bäume durch einen Erdrutsch entwurzelt wurden, regional gefertigt. Eine Blaupause ermöglicht zudem jeder Tischlerei den Nachbau des Originals. Und das Brettspiel «Doorslammer» zeigt beispielhaft auf, wie unsinnig eine energieverzehrende Haustechnik sein kann, die unnötig oft Türen automatisch öffnet und schliesst, ohne dass hierfür eine elektronisch betriebene Mechanik gewünscht wird.
Was wäre, wenn Schweizer Detailhändler die Verwendung von Plastikverpackungen rigoros einschränken würde? Was wäre, wenn es in Grossstädten keinen motorisierten Individualverkehr gäbe; und ein umweltfreundliches Zusammenleben nach Genossenschaftsprinzip umgesetzt wird? Was wäre, wenn uns in zehn Jahren eine Kontaktlinse über unseren Wassergebrauch informieren und aufklären wird; und die Nachrichten über Klimaverbrechen berichten?
Im Modulprojekt «Utopie konkret – oder wie wir die Welt retten» erarbeiten Studierende in Teams visionäre aber dennoch realistische Ideen mit dem Ziel, die gesamtgesellschaftliche Perspektive zu verändern:
Mittels einer in Zürich durchgeführten Aktion möchte eine Gruppe Studierender auf den Einsatz von überflüssigen Plastikverpackungen aufmerksam machen. Bei der Aktion wurden die Konsumenten auffordert, über ihre in Plastik verpackten Einkäufe nachzudenken. Im Anschluss an die Aktion schrieb die Gruppe einen offenen Brief an den Schweizer Detailhändler Coop mit der konkreten Aufforderung, den Einsatz von Plastikverpackungen zu reduzieren.
Eine zweite Gruppe verfolgt einen konzeptionellen Ansatz, der durch die Umstrukturierung von Grossstädten den Bewohnern ein nachhaltiges Leben ermöglichen soll. In unmittelbarer Umgebung seines Wohnortes kann der Bewohner seine Bedürfnisse abdecken und es fällt ihm leicht einer nachhaltigen Lebensweise nachzugehen. Eine Publikation als Beilage in der Tageszeitung informiert die Bevölkerung über die Vorteile einer solchen Stadtplanung.
Im dritten Projekt zeigt eine Mockumentary die fiktive Situation in zehn Jahren, wie der Klimawandel unseren Alltag und die Kommunikation in sozialen Netzwerken verändert hat: Der Blick richtet sich auf eine zukünftige Social Media Plattform. Die darin eingebundenen Kurzfilme zeigen verschiedene Situationen, wie sie im Jahr 2028 Realität sein könnten. Berichte, Illustrationen und Werbungen ergänzen die Sketches. Der Klimawandel wird unumgänglich zu einem der Hauptthemen unserer Zukunft.